Vernissage February 9th, 6pm // 10th February - March 16th 2012Interventionen, Regierungspräsidium, Kassel //
Text by
Leona Stratmann
Überwachungskameras filmen sichtbar das Händewaschen vor der Toilette. Sie blinken rot auf und beobachten unverblümt.
Für
die Interventionen lässt Ann Schomburg 18 Waschbecken überwachen. Doch
ist man der Beobachtete oder der Beobachtende? Diese Installation macht
beide Seiten erfahrbar und erzeugt Verunsicherung. Denn im Alltag wird
das Bewusstsein eines permanenten Überwachungszustandes verdrängt und
existente Kameras im öffentlichen Raum sind zumeist nicht ersichtlich.
Voyeurismus
und Exhibitionismus als anthropologisches Bedürfnis des Menschen werden
hier räumlich getrennt und die Auseinandersetzung mit beiden Rollen
wird provoziert.
Zum einen die Identifizierung mit der irritierten
Person, die in privatem Raum, der Toilette, bzw. deren Vorraum, gefilmt
wird und dabei nicht in der Lage ist, zu erkennen, inwieweit sie
erkennbar ist.
Zum anderen als Voyeur, der in einer
Überwachungszentrale vor Monitoren Platz nimmt und den Akt der Reinigung
aus der Ferne beobachtet. Eine scheinbar banale Handlung, bei näherem
Hinsehen jedoch voller Symbolik. Der freie Zugang des Überwachungsraumes
eröffnet zudem ein Spiel mit Anonymität, insofern der Beobachtende
damit rechnen muss, ertappt zu werden.
Durch politisches
Engagement und Interesse an der Entwicklung unserer Gesellschaft
erschließen sich der Künstlerin stets neue Themenfelder im Bereich des
öffentlichen Raums, wie die permanente Überwachung. Dem Betrachter wird
vor Augen geführt, was er längst verdrängt und nicht mehr wahrnimmt.