Contragic Fine Arts | Ann Schomburg

5.2.12

Alltagschoreographien, letzter Test für die Installation

Vernissage February 9th, 6pm // 10th February - March 16th 2012Interventionen, Regierungspräsidium, Kassel //


Text by 
Leona Stratmann


Überwachungskameras filmen sichtbar das Händewaschen vor der Toilette. Sie blinken rot auf und beobachten unverblümt.

Für die Interventionen lässt Ann Schomburg 18 Waschbecken überwachen. Doch ist man der Beobachtete oder der Beobachtende? Diese Installation macht beide Seiten erfahrbar und erzeugt Verunsicherung. Denn im Alltag wird das Bewusstsein eines permanenten Überwachungszustandes verdrängt und existente Kameras im öffentlichen Raum sind zumeist nicht ersichtlich.
Voyeurismus und Exhibitionismus als anthropologisches Bedürfnis des Menschen werden hier räumlich getrennt und die Auseinandersetzung mit beiden Rollen wird provoziert.
Zum einen die Identifizierung mit der irritierten Person, die in privatem Raum, der Toilette, bzw. deren Vorraum, gefilmt wird und dabei nicht in der Lage ist, zu erkennen, inwieweit sie erkennbar ist.
Zum anderen als Voyeur, der in einer Überwachungszentrale vor Monitoren Platz nimmt und den Akt der Reinigung aus der Ferne beobachtet. Eine scheinbar banale Handlung, bei näherem Hinsehen jedoch voller Symbolik. Der freie Zugang des Überwachungsraumes eröffnet zudem ein Spiel mit Anonymität, insofern der Beobachtende damit rechnen muss, ertappt zu werden.

Durch politisches Engagement und Interesse an der Entwicklung unserer Gesellschaft erschließen sich der Künstlerin stets neue Themenfelder im Bereich des öffentlichen Raums, wie die permanente Überwachung. Dem Betrachter wird vor Augen geführt, was er längst verdrängt und nicht mehr wahrnimmt.